"Synergieeffekte sind eine reine Glaubensfrage"

Übergabe der Stadtentwässerung an die Stadtwerke erfolgt im Rat nicht ohne kritische Gegenstimmen Barsinghausen (wk). Mit 35 Ja-Stimmen hat der Rat am Donnerstagabend bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung zugestimmt, dass die Stadtwerke für die nächsten drei Jahre die Betriebsführung der Stadtentwässerung übernehmen sollen.

Formell wurde damit auch der bisherige Werksleiter der Stadtentwässerung, Michael Huschenhöfer, zum 31. Dezember abberufen und Stadtwerke-Geschäftsführer Heiko Wilhelmsen mit Wirkung vom 1. Januar 2008 als neuer Geschäftsführer berufen. Eine Personalentscheidung, die im Rat nicht ohne Gegenrede blieb. SPD-Ratsherr Hagen Riemer sprach von einem "Trauerspiel", welches den bisherigen Amtsinhaber "hinreichend geschädigt" habe. Er frage sich, wie man solche Mitarbeiter künftig noch motovieren wolle, wenn so mit ihnen umgegangen werde.

SPD-Ratsherr Reinhard Dobelmann merkte an, dass auf die Gebäudewirtschaft jetzt höhere Kosten zukommen, da Michael Huschenhöfer als Werksleiter bei der Gebäudewirtschaft bislang nur mit einem Teil des künftigen Gehaltes auf der Lohnliste stand. Im übrigen halte er die Übergabe der Betriebsführung der Stadtentwässerung an die Stadtwerke für eine "Mogelpackung", es seien keine Vorteile erkennbar. Daher werde er auch an der Abstimmung nicht teilnehmen, so Dobelmann.

Die Verwaltung hatte in ihrer Vorlage deutlich gemacht, dass eine Zusammenführung von Abwasser und Trinkwasser laut einem Gutachten der Commercial Treuhand GmbH langfristig Vorteile in beiden Bereichen bringen werde. Es ist die Rede von "positiven Auswirkungen" auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadtwerke.

Allerdings lasse sich die Höhe der zu erwartenden Kosteneinsparungen durch Synergieeffekte "nicht beziffern", heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Sie werde jedoch nach Einschätzung der Stadtwerke und der Verwaltung die Nachteile - namentlich durch die Umsatzsteuerpflicht - übersteigen. Im übrigen wird darauf verwiesen, dass eine genauere Ermittlung der möglichen Einsparungen durch Synergieeffekte nur mit einem erheblichen Kostenaufwand zu machen sei und deshalb "derzeit für nicht sinnvoll" gehalten wird.

Für die SPD-Fraktion erklärte Dr. Dirk Härdrich, dass es nach 15 Jahren Diskussion Zeit sei, den nächsten Schritt zum Ziel der optimierten Zusammenführung von Trink- und Abwasser zu gehen.

Christian Röver (Grüne) sagte, dass die Vorlage nicht viel hergebe, die Grünen aber hoffen, dass "es in drei Jahren was gebracht haben wird".

© Deister-Leine-Zeitung, 22.12.2007