26.01.2008: Die Stadtwerke als Energieversorger: Preiswertere Alternative für Bürger?
Die Stadtwerke als Energieversorger: Preiswertere Alternative für Bürger?
Machbarkeitsstudie soll Klarheit bringen / Politik will Vor- und Nachteile abwägen Barsinghausen (wk). Dr. Dirk Härdrich, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Barsinghausen GmbH, kann sich eine Übernahme der Energieversorgung für die Deisterstadt durch die Stadtwerke gut vorstellen. Allerdings beinhalte das Thema "einige Fußangeln". Er halte es deshalb für sinnvoll, möglichst frühzeitig prüfen zu lassen, ob sich der Einstieg in das Energiegeschäft für die Stadtwerke rechnen könnte. Die SPD-Fraktion, der Härdrich als Ratsherr angehört, hatte, wie berichtet, im Zuge ihrer Haushaltsberatungen den Vorstoß unternommen, mit Blick auf die 2012 (Gas) beziehungsweise 2015 (Strom) auslaufenden Konzessionsverträge mit E.on Avacon eine Machbarkeitsstudie erstellen zu lassen.
Die Fraktion wünscht sich von der Verwaltung fundierte Alternativen, ehe man sich erneut langfristig an einen Energieversorger bindet. Zur Erstellung der Studie ist die Fraktion bereit, 50 000 Euro in den Haushalt für 2008 einzustellen.
Überlegungen, die Geschäftsfelder der Stadtwerke auszuweiten, habe es schon länger gegeben, erklärte Härdrich. Allerdings habe man dies nicht intensiver verfolgt, weil die Stadt mit E.on Avacon eine vertragliche Bindung eingegangen sei. Sollten die Stadtwerke die Strom- und eventuell auch die Gasversorgung für das Barsinghäuser Stadtgebiet übernehmen, dann müsse zuvor genau geprüft werden, welche Kosten auf die Stadtwerke dadurch zukommen. Die Kosten für die Übernahme oder Anmietung des Leitungsnetzes gehören ebenso dazu wie die Konditionen, zu denen die Stadtwerke selbst Strom und Gas einkaufen könnten.
Einen Vorteil sieht Härdrich darin, dass die Stadtwerke den Bürgern nur die tatsächlichen Kosten in Rechnung stellen würden, da sie nicht zwingend einen Gewinn erzielen müssten. Eventuelle Überschüsse könnten reinvestiert oder an die Stadt als Ersatz für die Konzessionsabgabe, die derzeit von E.on Avacon gezahlt wird, verwendet werden. Härdrich wäre aber auch grundsätzlich bereit, den Verlust der Konzessionseinnahmen im Haushalt der Stadt zu akzeptieren, wenn dafür alle Bürger profitieren.
Gerald Schroth, Gruppensprecher der CDU/FDP-Gruppe im Rat, steht dem ThemaÜbernahme der Energieversorgung durch die Stadtwerke offen gegenüber: "Warum nicht, wenn man damit Geld verdienen kann?". Die Sache müsse sich natürlich rechnen, außerdem sei zu berücksichtigen, dass die Stadt jedes Jahr nicht wenig Geld in Form der Konzessionsabgabe bekomme. Die Vor- und Nachteile müssten offen diskutiert und die verschiedenen Möglichkeiten miteinander verglichen werden, meint Schroth.
Stadtwerke-Geschäftsführer Heiko Wilhelmsen ist sich sicher, dass man mit Energie Geld verdienen kann. Bereits vor Jahren habe man geprüft, ob die Stadtwerke in den Markt einsteigen könnten. Grundsätzlich hält Wilhelmsen das für machbar - sofern es dafür eine politische Mehrheit gebe. "Es scheint, als ob das mittlerweile alle positiv sehen", schätzt er die Lage ein.
© Deister-Leine-Zeitung, 26.01.2008