Von Heizpilzen und Glimmstängeln

Barsinghäuser Lokale können möglichem Heizpilzverbot gelassen entgegensehen Barsinghausen (fb). Killerpilze werden sie genannt. Gemeint ist nicht die bei Jugendlichenäußerst beliebte Band, sondern Terassenstrahler - auch als Heizpilze betitelt. Raucher lieben sie. Umweltschützer wollen ein schnellstmögliches Verbot der klimaschädlichen Wärmespender. Berechnungen zufolge pumpe ein Heizpilz pro Stunde 3,5 Kilogramm Kohlendioxid in die Luft. Das entspräche der Menge, die ein Mittelklassewagen auf einer Strecke von 25 Kilometern emittiert. Vorausgesetzt, der Pilz werde 36 Stunden in der Woche betrieben und das vier Monate lang, dann produziere er im Jahr über zwei Tonnen Kohlendioxid, so die Einschätzungen verschiedener Umweltverbände.

Auch in Hannover hat sich seit einiger Zeit eine Diskussion um ein Heizpilzverbot entwickelt. Dort könnte es passieren, dass Raucher nach dem Sommer mit ihren Glimmstängeln bald im Kalten stehen.

Die hannoverschen Ratsfraktionen von SPD und Grünen haben sich kürzlich gegen die Aufstellung der Wärmestrahler auf öffentlichen Flächen ausgesprochen - gegen die Stimmen von CDU und FDP. Einer solchen Entscheidung und einem möglichen Verbot müssen aber zuvor noch weitere Ausschüsse sowie der Rat der Stadt zustimmen.

In Barsinghausen können die Gaststättenbetreiber einem möglichen Verbot jedoch gelassen entgegensehen. Trotz eines zeitweiligen Umsatzrückgangs während der kalten Jahreszeit, blieb ein massenhaftes Pilzwachstum in der Innenstadt aus.

In der Brasserie Nablo trennt seit gut acht Wochen ein separater Raucherraum die Nichtraucher vom blauen Dunst. "Ohne geht es nicht", berichtet Betreiber Nabil Mallouk. "Im Winter war schon ein deutlicher Umsatzrückgang zu vermerken, aber seit Eröffnung des Raucherraums läuft es wieder gut. Manchmal ist dort mehr los als im Nichtraucherbereich. Eine Anschaffung von Heizpilzen war und ist daher nicht geplant."

Auch Masoud Zand, Betreiber des Eiscafés Piccoli, sieht die Diskussion um Nichtraucherschutz und Heizpilzverbot gelassen. "Wir hatten kurzzeitig ein paar Wärmestrahler angeschafft, haben sie aber bereits wieder eingemottet", berichtet Zand. "Seit Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes kommen vor allem mehr Familien mit ihren Kindern. Und das Eis schmeckt seitdem besser, sagen sie", ist Zand erfreut.

Ähnlich sieht es in der Suhle aus. Hier gibt es zwar keinen Raucherraum, aber einen merklichen Umsatzrückgang seit Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes konnte das Team auch nicht verzeichnen. Ebenfalls kommen seitdem mehr Familien mit Kindern.

Anders sieht es dagegen im Bierlokal Max aus. "Gähnende Leere herrscht seitdem. Manchmal schließen wir schon um 22 Uhr", erklärt eine Mitarbeiterin auf Anfrage der Redaktion. Heizpilze standen jedoch auch hier nicht zur Diskussion.

"Seit Einführung des Gesetzes wurden lediglich zwei Beschwerden gemeldet, die jedoch nach Rücksprache mit dem Betreiber sofort geklärt werden konnten", berichtet Susanne Brandts, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. "Insgesamt läuft es sehr gut seitdem. Die Barsinghäuser Lokale verhalten sich vorbild lich."

© Deister-Leine-Zeitung, 26.04.2008