Max Matthiesen holt sich das Direktmandat

Egestorfer CDU-Landtagskandidat weist den SPD-Mann Heinrich Aller aus Seelze in die Schranken Barsinghausen (wk/aam). "Liebe Freunde, jetzt ernten wir die Früchte des gewachsenen Vertrauens!" - ein überglücklicher Max Matthiesen bedankt sich bei seinen Unterstützern, Freunden und Parteikollegen. Mit deutlichem Vorsprung hat der alte - und neue - CDU-Landtagsabgeordnete aus Egestorf sein Ziel, das Direktmandat, erreicht. Im Saal des Gasthauses Reinecke, den Matthiesen für die eigene Wahlparty gemietet hat, kennt die Freude keine Grenzen mehr. Alle wollen ihrem Max die Hände schütteln, ihn knuddeln und herzen. Und Matthiesen genießt den Jubel, nachdem er zuvor immer wieder "gebremst" hatte, wenn es hieß, er habe es doch schon geschafft. Um Punkt 20.20 Uhr ist es (vorläufig) amtlich, dass Matthiesen in seiner Heimatstadt Barsinghausen mit 48,8 Prozent einen deutlichen Vorsprung vor seinem Konkurrenten Heinrich Aller (SPD) geschafft hat. Aller kommt auf 40,0 Prozent. Da kann es Matthiesen verschmerzen, dass er im Vergleich zur Landtagswahl vor fünf Jahren 1,3 Prozent Verlust hinnehmen muss, während Aller 0,1 Prozent zulegte. Letztlich zählt das Endergebnis.

"Wir haben Boden gut gemacht", wendet sich Matthiesen an seine Fans im Saal. Es sei nicht einfach gewesen, zum Beispiel auch deshalb, weil der Wahlkreis 34 der einzige ohne Kandidaten der Linken gewesen sei. Die Linke konnte allerdings immerhin 6,4 Prozent der Zweitstimmen in Barsinghausen abschöpfen.

Der Wahlkampf sei kurz und hart gewesen, fasst Matthiesen zusammen. Und es habe eine Unzahl an Pannen gegeben, und trotzdem habe man gemeinsam im Ergebnis den besten Wahlkampfüberhaupt bestritten. Das tolle Ergebnis beinhalte aber auch eine große Verpflichtung. Es gelte jetzt, weiter hart zu arbeiten und die angepeilten Ziele zu verfolgen.

Nicht nur in Barsinghausen, sondern auch in Gehrden schaffte Max Matthiesen einen eindeutigen Vorsprung. Er erhielt in der Burgbergstadt 51,4 Prozent der Stimmen, Aller kam auf 37,2 Prozent.

In Seelze hatte Aller allerdings Heimvorteil. Hier schaffte Matthiesen 42,6 Prozent, während Aller mit 47 Prozent die Nase vorn hatte. Anders sah das bei den Zweitstimmen in Seelze aus - hier kam die CDU auf 40,9 Prozent, die SPD nur auf 35,8 Prozent.

Hoch zufrieden mit dem Wahlergebnis der CDU war der Stadtverbandsvorsitzende Gerald Schroth, der die Gäste im Rei necke-Saal mit den aktuellen Informationen versorgte, malüber Handy, mal über das Internet. "Der Wahlkampf war kurz, aber sehr intensiv. Die Prognosen waren ja sehr unterschiedlich, deshalb blieb es bis zur letzten Minute spanndend", so Schroth. Dass es in Seelze eng werden würde für Max Matthiesen, das sei klar gewesen. Umso erfreulicher sei das klare Ergebnis aus Barsinghausen und Gehrden. Schroth ist sicher, dass die Arbeit der CDU seit der letzten Kommunalwahl, die zum Machtwechsel führte und Bürgermeister Walter Zieseniß den Einzug ins Rathaus ermöglichte, zum guten Abschneiden Matthiesens beigetragen hat. An den Wahlständen und in unzähligen Einzelgesprächen habe die Landespolitik nur eine sehr unbedeutende Rolle gespielt. Örtliche Themen wie beispielsweise die Kaufland-Ansiedlung seien hingegen intensiv angesprochen worden.

Für Barsinghausen sei es sehr wichtig, mit Max Matthiesen einen Landtagsabgeordneten vor Ort zu haben, unterstrich auch Marian Höfer, Vorsitzender des größten CDU-Ortsverbandes Baringhausen: "Ein Riesenerfolg".

Bürgermeister Walter Zieseniß zeigte sich mit dem Ergebnis seines Parteikollegen Max Matthiesen zufrieden: Er habe sich die Wahl redlich verdient und in den vergangenen Monaten viel Einsatz und Engagement gezeigt.

Das KuBa als offizielle Wahlpartyzone der Stadt - Politiker von SPD, Grünen und FDP hatten allerdings nach den Ergebnissen der Landtagswahl nur bedingt Grund zu Feiern. Trotzdem: Traurige Gesichter erspähte man nur wenige, jedes Lager versuchte, dem Ergebnis positive Seiten abzugewinnen.

"Ich denke, wir haben wieder gezeigt, dass Aller in Barsinghausen gut darsteht", unterstrich Bernd Gronenberg, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Barsinghausen. Daher könne man mit der Erststimme zufrieden sein, im Vergleich zur vergangenen Wahl sei das Resultat weitaus erfreulicher. Das Ergebnis von Heinrich Aller, der mit knapp 40 Prozent acht Prozentpunkte hinter seinem CDU-Kontrahenten Dr. Max Matthiesen landete, könne natürlich nicht über das schlechte Landesergebnis hinwegtäuschen. Er bezeichnete den Einzug der Linken in den Landtag als Spaltung der Sozialdemokratie: "Diese Stimmen fehlen uns."

Für Heinrich Aller ist das verbesserte Ergebnis ein Zeichen für wiedergewonnene Bürgernähe: "Natürlich hätte ich gerne meinen Wahlkreis gewonnen", so der SPD-Politiker. Allerdings habe man viele verlorene Stimmen zurückgewinnen können. "Mit meiner Wahl bin ich daher zufrieden." Er wies in diesem Zuge auf die große Diskrepanz zwischen den gewonnenenen Erststimmen und dem schlechten Abschneiden bei den Zweitstimmen. Die geringe Wahlbeteiligung käme der SPD nicht entgegen.

"Insgesamt freue ich mich, dass wir landesweit zugelegt haben", zog auch Hannelore Heidecke, die Grünen-Kandidatin aus dem Barsinghäuser Wahlkreis, ein positives Fazit. Dass sie selber nicht das Direktmandat gewinnen würde, war ihr von vornherein bewusst. Dennoch freue sie sich über die Gewinne im Vergleich zur Landtagswahl 2003. Fast zwei Prozent legte die Grünen-Politikerin zu, am Ende stimmten 7,6 Prozent der Wahlbeteiligten für die Egestorferin. Das zeige, dass ihr Wahlkampf und die Botschaften bei den Bürgern angekommen seien.

Farid Oucherif, Direktkandidat der FDP, konnte sich ebenfallsüber sein Ergebnis freuen: "Ich bin mit den 3,6 Prozent zufrieden", so der 19-Jährige. Es sei ein gutes Zeichen, dass er schon von so vielen Menschen in dem Wahlkreis wahrgenommen worden sei. "Ich wollte auf jeden Fall kandidieren, um junge Menschen zu motivieren, sich an politischen Prozessen zubeteiligen."

© Deister-Leine-Zeitung, 28.01.2008